WIKIPEDIA führt zum medizinischen Begriff des Miasmas folgendes aus: „Miasma (Neutrum; von altgriechisch μίασμα míasma, deutsch ‚Besudelung, Verunreinigung‘) bedeutet so viel wie „übler Dunst, Verunreinigung, Befleckung, Ansteckung“ und bezeichnete vor allem eine „krankheitsverursachende Materie, die durch faulige Prozesse in Luft und Wasser entsteht“. Dabei ist der Bedeutungsumfang dieses Begriffs nicht rein auf den biologisch-medizinischen Effekt der „Krankheitsübertragung“ (miasmatische Infektion) beschränkt, sondern kann auch im übertragenen Sinne auf die geistig-emotionale Ebene angewandt werden".

Zur Zeit Hahnemanns (* 10. April 1755 in Meißen; † 2. Juli 1843 in Paris) waren Infektionserreger als solche noch nicht identifiziert. Erst am 24. März 1882 beschrieb Robert Koch zum ersten Mal die Identifizierung eines bakteriellen Krankheitserregers des Menschen (Mycobacterium tuberculosis). Gleichwohl gab es bereits eine Vorstellung darüber, dass alle Krankheiten des Körpers und des Geistes durch etwas verursacht würden, welches zuvor in Körper und/oder Geist eingedrungen (erworbenes Miasma) oder von den Vorfahren [agenetisch] ererbt worden sei (ererbtes Miasma); man ging von einer unbestimmten Verunreinigung bzw. Befleckung aus, die ein Terrain bzw. Milieu für ganz unterschiedliche Erkrankungen bot.

Hahnemann beobachtete in den vielen Jahren seiner praktischen homöopathischen Tätigkeit, dass sich bestimmte Befleckungen als nachhaltig erwiesen. Während sich akute Erkrankungen wirksam und auf Dauer mittels homöopathischer Gaben heilen ließen, beobachtete er bei chronischen Erkrankungen, dass trotz gut gewählter Mittel, die bis zu einem gewissen Punkt durchaus Besserung verhießen, die Symptome der Erkrankung nach einer gewissen Zeit aber wieder zurückkehrten und somit von einer dauerhaften Heilung keine Rede sein konnte. Hinter diesem Phänomen vermutete er ein „Ur-Übel", dessen Natur er nicht kannte. Hahnemann hat dies in seinen „Chronischen Krankheiten" sehr illustrativ beschrieben.

Der Begriff des „homöopathischen Miasmas" im Sinne des „Ur-Übels" war geboren.

Hahnemann erkannte im Verlauf seiner weiteren praktischen Tätigkeit, dass es sich nicht nur um ein „Ur-Übel" handeln konnte, sondern dass er von mehreren unterschiedlichen Miasmen auszugehen hatte. Er definierte die verchiedenen Miasmen als PSORA, SYKOSE und SYPHILINIE.

Die Erkenntnis der Notwendigkeit zur miasmatischen Einordnung von Krankheiten beeinflusst gleichzeitig auch die Wahl der Mittel hinsichtlich ihrer Haltepunkte (Wirkungstiefen):

In der Miasmatik werden diejenigen Krankheiten einem bestimmten Miasma zugeordnet, welche Eigenschaften wie beispielsweise Destruktion (Untergang eines Organs) - Syphilinie, gutartige Tumorbildung - Sykose III, bösartige Tumorbildung - Carcinogenie, Inkorporation schädlicher Einflüsse (z.B. Arzneimittelkrankheit, Vakzinose) - Parasitose usw. gemeinschaftlich aufweisen. Dabei können die einem Miasma zuzuordnenden Krankheiten klinisch völlig unterschiedliche Symptome aufweisen und sich auch an den unterschiedlichsten Organen manifestieren. Die Krankheitslokalisation folgt einer erkennbaren Systematik: Je schwerer die Krankheit, desto lebenswichtiger die befallenen Organe.

Ob ein Infektionserreger ursächlich ist und ggf. welcher, ist bei dieser Einordnung unerheblich. Den Miasmen sind bestimmte homöopathische Mittel zugeordnet. Mittel ohne entsprechende Wirktiefe (Haltepunkt nach Burnett) im betreffenden Miasma wirken nicht, wirken allenfalls oberflächlich oder wirken nur kurzzeitig, es tritt keine wirkliche nachhaltige Heilung ein. Genau das hatte Hahnemann über lange Jahre beobachtet.

Bis heute hat sich der Begriff des Miasmas in der miasmatischen Homöopathie erhalten, ja, er wurde sogar weiterentwickelt (James Compton Burnett; John Henry Allen; Proceso Sánchez Ortega; Rajan Sankaran; Alfonso Masi-Elizalde; Peter Gienow).

Ein vorsorglicher Hinweis: Die Zuordnung eines Krankheitsgeschehens zum carcinogenen Miasma bedeutet für den Patienten übrigens nicht gleichzeitig die Diagnose eines Karzinoms! Hier treten oft angstauslösende Missverständnisse auf, die durch frühzeitige Aufklärung vermieden werden können.

Die Wahl eines geeigneten homöopathischen Mittels und damit der Heilerfolg hängt somit entscheidend davon ab, in welches Miasma sich die Krankheitssymptome einordnen lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass während einer längeren miasmatischen Behandlung voraussehbar verschiedene Miasmen rückläufig, also den Miasmenturm von unten nach oben, durchlaufen werden, was eine regelmäßige Neubewertung erforderlich macht.

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